Michelbacher Ortsvorsteher Ralf Jungfermann und sechs weitere Ortschaftsräte kündigen Rücktritt an

PM Stadt Gaggenau 09.11.2023

Im Gaggenauer Gemeinderat herrschte am Montagabend zu später Stunde Fassungslosigkeit. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung erklärte Ortsvorsteher Ralf Jungfermann, dass er sowie weitere sechs Ortschaftsratsmitglieder von ihrem Amt zurücktreten möchten.

Seine Erklärung führte im Gemeinderat zu Bestürzung. Gleichzeitig signalisierten die Ratsmitglieder wie auch Oberbürgermeister Michael Pfeiffer und Bürgermeister Andreas Paul viel Verständnis für die getroffene Entscheidung.

„Seit Monaten sehen wir uns zu unserem Bedauern mit Beleidigungen, Anfeindungen, existenzieller Bedrohung unserer Gewerbetreibenden, Verleumdungen und Unwahrheiten konfrontiert“, erklärte Jungfermann auch im Namen weiterer Ortschaftsratsmitglieder. Nachdem die Sachargumente zur Gestaltungssatzung längst ausgetauscht waren, sei es „immer persönlicher und hässlicher geworden“, so Jungfermann. „Das akzeptable Niveau des Miteinanders wurde einseitig mit Füßen getreten.“

Der Ortsvorsteher blickte in der Erklärung auf den Verlauf der letzten Wochen zurück, in denen die Aggressivität immer mehr zugenommen hat und sich zunehmend auch auf seine Person fokussierte. Das Gremium habe zusammen mit der Stadtverwaltung alles unternommen, um weiter zu informieren und die Michelbacher Bevölkerung einzubinden. Nach der jüngst stattgefundenen Informationsveranstaltung habe es auch positive Rückmeldungen von einigen Michelbachern gegeben, die Unverständnis für die Aggressivität und Boshaftigkeit einer Gruppe von Michelbachern geäußert haben.  

Nach den Schilderungen von Ralf Jungfermann herrschte im Ratssaal zunächst einmal entsetzte Stille und dann Einstimmigkeit darüber, dass der Rücktritt der sechs Personen mehr als nachvollziehbar ist. Kein ehrenamtlich engagierter Mensch müsse sich ein derart niveauloses Beleidigen antun und sich derart verletzen lassen. Zum Schutz ihrer Person, aber auch ihrer Familien und Existenzen sei die Entscheidung deshalb die einzig logische Konsequenz. „Sie haben unsere volle Solidarität und Unterstützung“, erklärte Oberbürgermeister Michael Pfeiffer. Bürgermeister Andreas Paul, der als ehemaliger Ortschaftsrat die Entwicklung miterlebte, zeigte sich ebenfalls fassungslos „über das Verhalten einiger Mitbürger. So darf nicht mit ehrenamtlich engagierten Menschen umgegangen werden“, sagte Paul.

Wie es nun in Michelbach weitergehen kann und welche Konsequenzen der Rücktritt von Rebecca Rieger (SPD), Elisabeth Lass (FWG), Franz Kowaschik (CDU), Eugen Weber (SPD), Alexander Rieger (CDU), Jens Weyersmüller (FWG) sowie Ortsvorsteher Ralf Jungfermann (CDU) nun auch formal für die Ortschaft haben, lässt die Stadt derzeit durch das Regierungspräsidium prüfen. Fakt ist, dass es in der Geschichte der Stadt und vermutlich auch im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe noch nie den Fall gab, dass ein nahezu komplettes Ortschaftsratsgremium zurücktritt. „Es ist traurig und beschämend für unsere Stadt, für unser Demokratieverständnis, dass engagierte Menschen keine andere Lösung mehr sehen als den Rücktritt, um sich vor massiven Anfeindungen und tief verletzenden Beleidigungen zu schützen“, heißt es abschließend von der Verwaltungsspitze Pfeiffer/Paul.